ZQP und Charité Studie: Manchen Pflegediensten fehlt der richtige Umgang mit Antibiotika-resistenten Erregern wie MRSA-Bakterien. Fortbildung und Kommunikation mindern das Problem.

Viele ambulante Pflegedienste sind mit dem Hygienemanagement bei multiresistenetn Erregern überfordert. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) und der Berliner Charité. Nur in jedem zweiten Fall sei eine fachgerechte MRSA-Versorgung gewährleistet.

Für die Studie befragte das ZQP bundesweit 656 Mitarbeiter aus 107 Pflegediensten. Bei 29,3 Prozent der Pflegedienste gab es kein festes MRSA-Sanierungsschema. Wo es ein Sanierungsschema gab, wussten 25,6 Prozent der Mitarbeiter nichts davon.

Kommunikation und regelmäßige Schulungen wirken

Ein vorhandenes Sanierungsschema zu kommunizieren, versteht sich von selbst. Was oft fehlt, sind regelmäßige Hygieneschulungen. Pflegekräfte, die innerhalb der letzten 12 Monate an einer entsprechenden Fortbildung teilnahmen, waren über MRSA-Sanierungsschemata, Sanierungsprotokollierung und Verfahrensanweisungen zum Umgang mit Problemkeimen up to date. Pflegedienste und Einrichtungen müssten laut ZQP unbedingt sicherstellen, dass die Mitarbeitenden ihr Wissen häufig genug auffrischen können.

Ambulante Dienste pflegen gegenwärtig 830.000 Pflegebedürftige und tragen damit eine hohe Verantwortung bei der Infektionsvorbeugung mit MRSA.

„Die fachgerechte Umsetzung von Hygiene-Maßnahmen in ambulanten Diensten insbesondere im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen, die von Problemkeimen betroffen sind, ist ein wichtiger Faktor für deren Sicherheit aber auch für die Sicherheit anderer Patienten im Versorgungsystem.“

(Ralf Suhr, ZQP-Vorstandsvorsitzender und Mitautor der Studie)

Was macht MRSA-Erreger so gefährlich?

Vor allem (nicht nur) bei pflegebedürftigen Menschen besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich Bakterien schnell im Körper vermehren. Dies kann zu schweren Komplikationen führen. Typisch sind Atem- und Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen sowie Sepsis. Bakterielle Infektionen lassen sich in den meisten Fällen mit Antibiotika behandeln. Noch.

Denn nur eine begrenzte Anzahl Antibiotika ist verfügbar. Manche Erreger haben gegen eines oder mehrere dieser Medikamente eine Resistenz entwickelt, so dass die Antibiotika wirkungslos sind.

Die Resistenz ist auch eine Konsequenz des zu hohen Einsatzes von Antibiotika in der Tiermast und der zu häufigen Verschreibung durch Ärzte. Oft erfüllen sie den Wunsch der Patienten nach Antibiotika, obwohl sie wissen, dass die medizinische Indikation dafür nicht vorliegt. Klassiker ist der Wunsch der Patienten nach Antibiotika bei Erkältungskrankheiten, obwohl sie nicht gegen Viren wirken.

Einer der multiresistenten Keime ist der Methycilin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA, siehe Abbildung oben, Bild: Microrao, Wikipedia).

Gegen multiresistente Erreger gibt es kaum noch wirksame Medikamente (beziehungsweise noch keine neuen). Da die resistenten Erreger ihre Eigenschaften auch an andere Arten von Bakterien weitergeben können, nimmt das Problem weltweit zu.

Neue gentechnische, maßgeschneiderte Medikamente befinden sich im Stadium der Grundlagenforschung. Eine Markteinführung bzw. Freigabe durch Behörden wie die FDA und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sind noch nicht absehbar. Dennoch besteht hier Hoffnung.

Was ist MRSA?

MRSA-Erreger (Methycilin-resistenter Staphylococcus aureus) werden vor allem durch direkten körperlichen Kontakt und Tröpfchen verbreitet, also auch hier ein Klassiker: Hände, Türklinken, Kleidung, Bettwäsche, Niesen, Husten.

Wenn jemand MRSA in sich trägt, spricht man von einer „Besiedlung“ dieser Person. Eine Besiedlung ist noch keine Infektion. „Besiedelte“ Personen sind lediglich Überträger der Erreger. Ob eine Besiedlung vorliegt, kann man nur durch einen Test im Labor erkennen bzw. diagnostizieren. Sofern eine MRSA-Besiedelung vorliegt, ist in den meisten Fällen eine „Sanierung“ möglich. Dabei sollen alle MRSA-Bakterien von Haut und Schleimhäuten der „besiedelten“ Personen entfernt werden. Sanierungshemmende Faktoren sind chronische Wunden und künstliche Zugänge wie Katheter und Tracheostomata.

Eine MRSA-Besiedlung kann bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem leicht Infektionen verursachen, die zum Beispiel zu Geschwüren, Lungenentzündungen oder zu Sepsis bis hin zum Tod führen können.

immerda meint:

Gerade als Intensivpflegedienst tragen wir eien große Verantwortung für besonders empfindliche und geschwächte Patienten. Wir setzen MRSA-Sanierungsschemata, Sanierungsprotokollierung und Verfahrensanweisungen um und achten sehr genau auf die entsprechende Fortbildung der Pflegedienstleitung und aller Mitarbeiter(innen), die Patient(inn)en pflegen.