Das Wichtigste für ein glückliches Leben ist nicht Reichtum, Ruhm und Macht, sondern die Wärme zwischenmenschlicher Beziehungen. Schauen wir uns im Detail an, was Menschen glücklich macht.

Man sagt uns, wir müssten härter arbeiten, um (erfolg-)reich und glücklich zu werden. Aber stimmt das überhaupt?

Eine Umfrage unter den Jahrgängen 1980-1999 (Generation Y) fragte nach ihren wichtigsten Zielen im Leben. Über 80% nannten als größtes Ziel, reich zu werden. 50% (Mehrfachnennungen waren möglich) nannten Ruhm als zweitwichtigstes Lebensziel.

Wenn Reichtum und Ruhm der Maßstab für Glück wären, wäre massenhaftes Unglück vorprogrammiert. Zum Glück (!) sind ganz andere Dinge entscheidend – und für jeden Menschen erreichbar.

Die längste Studie der Glücksforschung

Robert J. Waldinger, Psychologieprofessor der Harvard Medical School, Zen Priester und Gründer der Stiftung „Lebensspannen-Forschung“ (Lifespan Research Foundation), fasste die Ergebnisse der Grant Studie (268 Harvard Absolventen) und der Glueck-Studie (456 Männer aus armen Verhältnissen) zusammen. Diese Studien laufen seit 1937, also über einen Zeitraum von bisher 84 (!) Jahren. 60 der Teilnehmer leben immer noch und sind heute über 90 Jahre alt. Waldinger ist der vierte in der Reihe der Forscher, die diese Studie leiten.

Mit über 21 Millionen Zuschauern ist Waldinger’s Vortrag einer der meistgesehenen Vorträge über Psychologie:

Robert Waldinger formuliert die allgemeingültige Kurzfassung wie folgt:

„Gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder. Punkt.“

Das bedeutet nicht, dass Glück für alle Menschen einheitlich definiert wird. Was einen Menschen glücklich macht, kann für einen anderen bedeutungslos sein. Aber der Faktor „gute Beziehungen“ macht generell alle Menschen glücklicher und gesünder.

George Vaillant, der die Studie über 30 Jahre lang leitete, nannte als wichtigste Schlussfolgerung, dass „die Wärme der Beziehungen während des gesamten Lebens den größten positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit hat“.

Anders ausgedrückt, sagt Vaillant, dass die Studie zeigt:

„Glücklichsein ist Liebe. Punkt.“

Als Antwort auf den Vorwurf, diese Aussage sei sentimental oder zu allgemein gehalten, überprüfte Vaillant seine Ergebnisse und kam zu dem Schluss: „Die kurze Antwort ist L-O-V-E.“ Die CBC berichtete, dass „die Grant-Studie den Beatles Recht gibt: All You Need is Love„. Man könnte das durch einen weiteren Beatles-Song ergänzen, der Reichtum als Glücksfaktor relativiert: „Can’t Buye me Love“.

Ergebnisse der Studie über Lebensglück

  • Gute soziale Bindungen tun uns enorm gut. Wer viele gute soziale Bindungen hat, ist glücklicher, gesünder und lebt länger als Menschen mit weniger bzw. schlechteren Beziehungen.
  • Dabei kommt es auch auf die Qualität der Beziehungen an. Unter „Beziehungen“ fallen vor allem Ehen, aber nicht nur. Auch enge Freundschaften und Communities stärken das Lebensglück.
  • Wer in einer Beziehung einsam ist oder nur oberflächliche Freundschaften hat, ist eher unglücklich und ungesund. Eine konfliktreiche Ehe schadet unserer Gesundheit mehr als eine Scheidung.
  • Einsamkeit bringt uns um. Die Erfahrung von Einsamkeit ist geradezu toxisch. Menschen, die isolierter von anderen sind, fühlen sich unglücklich. Ihre Gesundheit verschlechtert sich früher in der Lebensmitte. Ihre Gehirnfunktion lässt früher nach. Und sie sterben früher.
  • Menschen, die mit 50 am glücklichsten waren, sind mit 80 am gesündesten. Selbst wenn 80-Jährige Schmerzen hatten, fühlten sie sich glücklicher, wenn sie gute zwischenmenschliche Beziehungen hatten – und umgekehrt.

Was macht uns glücklich, Lebensglück Studie

  • Gute Beziehungen wirken sich auch positiv auf das Gehirn aus: Das Gedächtnis funktioniert länger, wenn man das Gefühl hat, dass man jemanden hat, auf den man sich verlassen kann. Auch hier gilt generell die umgekehrte Wirkung: Wer niemanden hat, auf den man sich verlassen hat, baut schneller sein Gedächtnis ab.
    Dabei müssen Beziehungen nicht immer reibungslos verlaufen. Selbst wenn sich 80-jährige Paare immer mal wieder streiten, leidet die Gesundheit des Gehirns nicht nennenswert, wenn man das sichere Gefühl hat, sich auf den anderen verlassen zu können.
  • Die Wärme der Beziehung zu den Müttern in der Kindheit spielt bis ins Erwachsenenalter hinein eine Rolle: Männer, die in ihrer Kindheit eine „warme“ Beziehung zu ihren Müttern hatten, verdienten im Durchschnitt 87.000 Dollar mehr im Jahr als Männer, deren Mütter nicht fürsorglich waren.
    Männer, die in ihrer Kindheit eine schlechte Beziehung zu ihren Müttern hatten, erkrankten im Alter viel häufiger an Demenz. Im späteren Berufsleben wurde die Beziehung der Männer zu ihren Müttern – nicht aber zu ihren Vätern – mit der Effektivität bei der Arbeit in Verbindung gebracht. Die Wärme der Beziehungen zu den Müttern in der Kindheit hatte keinen signifikanten Einfluss auf die „Lebenszufriedenheit“ im Alter von 75 Jahren.
  • Die Wärme der Beziehung zu den Vätern in der Kindheit korreliert mit geringeren Angstzuständen im Erwachsenenalter, größerer Freude an Urlauben und höherer Lebenszufriedenheit im Alter von 75 Jahren.
  • Alkoholismus ist eine Störung von großer zerstörerischer Kraft. Alkoholismus war die Hauptursache für die Scheidung zwischen den Männern der Grant-Studie und ihren Ehefrauen. Es besteht eine starke Korrelation mit Neurosen und Depressionen, die eher auf den Alkoholmissbrauch folgen als ihm vorausgehen. Zusammen mit dem damit verbundenen Zigarettenrauchen trug er am meisten zu ihrer frühen Morbidität und ihrem Tod bei.
  • Finanzieller Erfolg hängt von der Wärme der Beziehungen ab und – ab einem bestimmten Niveau – nicht von der Intelligenz. Diejenigen, die bei der Messung der „warmen Beziehungen“ am besten abschnitten, verdienten bei ihrem Höchstgehalt (in der Regel zwischen 55 und 60 Jahren) durchschnittlich 141.000 Dollar pro Jahr mehr. Kein signifikanter Unterschied zwischen dem maximalen Einkommen von Männern mit einem IQ zwischen 110 und 115 und Männern mit einem IQ von über 150.
  • Politische Gesinnung korreliert mit Intimität: Ältere Liberale haben mehr Sex. Die konservativsten Männer beendeten ihre sexuellen Beziehungen im Durchschnittsalter von 68 Jahren. Die liberalsten Männer hatten ein aktives Sexualleben bis in ihre 80er Jahre.
  • Ein wichtiger Faktor für ein glückliches und zufriedenes Leben ist auch die Art und Weise, wie die Menschen mit Schicksalsschlägen umgehen. „Jeder erlebt schwierige Situationen“, sagt Vaillant. Wie man dann damit umgehe, sei wesentlich für die Zukunft. Besonders erfolgreich sind die sogenannten „Adaptierer“, die sich altruistisch verhalten und versuchen, aus schwierigen Situationen für die Zukunft zu lernen.
    „Sie kanalisieren ihre starken Gefühle oder aufkommenden Aggressionen so, dass sie innerlich keinen Schaden anrichten, beispielsweise mit Sport“, sagt Vaillant. Dagegen ist es unglücklich, Probleme nach innen oder außen zu projizieren, ohne sie zu verarbeiten. Denn dies führe zu psychischen Krankheiten und aggressivem Verhalten.

Das alles wirft die Frage auf: Warum laufen wir dann Geld, Ruhm und Macht hinterher? Weil es zur menschlichen Natur gehört, nach schnellen Lösungen zu suchen. Beziehungen sind kompliziert, oftmals schwierig und mit Kompromissen verbunden. Beziehungen zu Freunden und Familie zu pflegen, erscheint nicht so verlockend wie die Glitzerwelt der vermeintlich glücklichen Reichen und Prominenten.

Waldinger gibt den Rat, möglichst viel Zeit vor dem TV durch Zeit mit Familie und Freunden zu ersetzen. Beziehungen wieder aufleben zu lassen, indem man zusammen etwas Neues macht. Alte Freundschaften zu reaktivieren. Sich Familienmitgliedern zuzuwenden, die man vernachlässigt oder mit denen man sich zerstritten hat.

Bloß nicht vergleichen

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ (Sören Kierkegaard)

In der Glücksforschung gibt es einen scheinbaren Widerspruch: Viele Menschen in wohlhabenden Ländern wie Deutschland sind unglücklicher als viele arme Menschen in Afrika.

Des Rätsels Lösung: Vergleichen macht unzufrieden und unglücklich.

Es liegt in der menschlichen Natur, sich mit den Menschen in seiner Umgebung zu vergleichen. Ein Millionär unter Milliardären kann durchaus unzufriedener sein als ein armer Mensch in einem afrikanischen Dorf unter lauter gleich armen Menschen. Insbesondere, wenn sie kein TV haben, um sich mit anderen zu vergleichen.

„Vergleiche Dich mit der Person, die Du gestern warst. Und nicht mit dem, was jemand anders heute ist.“ (Psychologie-Jordan Peterson)

Der World Happiness Report zeigt, dass die glücklichsten Menschen in wohlhabenden Ländern leben, in denen die Ungleichheit nicht zu groß ist. Dementsprechend liegen die skandinavischen Länder (Finnland, Dänemark, Island, Norwegen, Schweden) mit Wohlstand bei relativ geringer Ungleichheit auf 5 der ersten 7 Plätze der glücklichsten Länder der Welt.

Fazit

Setze die Prioritäten in Deinem Leben weise. Eines Tages wirst Du alt sein. Du wirst auf Dein Leben zurückblicken. Triff möglichst wenige Entscheidungen, die Du dann bereuen wirst. Stelle jetzt die Weichen für Dein Lebensglück.

Marcel Reich-Ranicki sagte zwar einst: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“ Noch viel glücklicher ist jedoch, wer mit Partner/in, Familie oder Freunden in der Straßenbahn ist, als allein im Taxi.

Text: Jörg Gastmann für immerda GmbH

Zitate über wahres Glück

„Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei, als tausend Feinde zu unserem Unglück.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)

„Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.“ (Hermann Hesse)

„Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit sehr viel Geld.“ (W. C. Fields)

“Weise ist, wer nicht bedauert, was er nicht hat, sondern wer sich an dem freut, was er hat.” – Epiktet

„Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklichsein ist der Weg. Alles Glück dieser Welt entsteht aus dem Wunsch, dass andere glücklich sein mögen.“ (Buddha)

“Das Glück liegt in uns, nicht in den Dingen.” – Francois de La Rochefoucauld

„Das Glück gehört denen, die sich selbst genügen. Denn alle äußeren Quellen des Glückes und Genusses sind ihrer Natur nach höchst unsicher, misslich, vergänglich und dem Zufall unterworfen.“ (Arthur Schopenhauer)

„Der unzufriedene Mensch findet keinen bequemen Stuhl.“ (Benjamin Franklin)

„Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.“ (Charles-Louis de Montesquieu)

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“ (Wilhelm Busch)

“Der echte Name für Glück ist Zufriedenheit.” – (Henri-Frederic Amiel)

„Überfordere Dich nicht. Wenn Du Deinem Job nicht gewachsen bist, wirst Du eine furchtbare Zeit haben. Suche Dir für berufliches Glück einen Job, in denen Du zu den besten 25% gehörst.“ (Jordan Peterson)