Kürzer und öfter oder seltener und länger? Strand, Berge oder Städtetrip? Action oder Seele baumeln lassen? Was den erholsamsten Urlaub (nicht nur) für Pflegekräfte ausmacht.

Die Pflege gehört zu den Berufen mit dem höchsten Erholungsbedarf. Schichtarbeit sowie die psychische und körperliche Belastung erfordern eine höhere Regeneration als in anderen Berufen. Nun hat zwar jeder Mensch individuelle Urlaubsvorlieben. Aber wenn es um die körperliche Regeneration geht, sind die Gemeinsamkeiten aller Menschen groß. Arbeitspsychologen und der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte teilen ihre Erfahrungen für den erholsamsten Urlaub. Als Intensivpflege-Arbeitgeber runden wir mit unseren Erfahrungen die Urlaubstipps ab:

Vor allem für Mütter: Liebe Dich selbst!

Bei Pfleger/innen ist der meistverbreitete Persönlichkeitstypus „fürsorglich, hilfsbereit und aufopfernd“. Im Urlaub geht es aber nur um Dich! George Benson und Whitney Houston sangen den berühmten Song „The greatest love of all is to love yourself“ (die größte Liebe überhaupt, ist Dich selbst zu lieben). Liebe Dich selbst und genieße.

Vor allem Mütter neigen dazu, sich im Familienurlaub den Wünschen und der Betreuung der Kinder unterzuordnen. Bei Pflegerinnen, die sich von Berufs wegen um andere kümmern, ist die Neigung zum Kümmern noch größer. Die eigene Erholung kommt so natürlich zu kurz.

Wenn Du kleine Kinder hast: Verteile die Aufgaben (wenn möglich) auf Partner und (gegebenenfalls) ältere Kinder. Sprich vor dem Urlaub mit der Familie darüber, dass auch Du Dich erholen musst. Ohne Erholung im Urlaub sind Mütter Burn-Out-Kandidatinnen. Eine erholte Mutter hat nach dem Urlaub auch mehr Kraft für die Familie. Deine Familie wird das verstehen.

Es muss keine Fernreise sein

Je erschöpfter Du bist, desto kürzer sollte die Reisezeit sein. Wenn Du sehr erschöpft und erholungsbedürftig bist, solltest Du Fernreisen meiden. Jede Reise ist Stress. Schlafmangel verhindert die Regeneration.

Flugreisen in andere Zeitzonen verschieben Deine innere Uhr, was sich sowohl auf Deinen Schlaf als auch auf Dein Verdauungssystem (andere Uhrzeiten bei Mahlzeiten) negativ auswirkt. Bei Fernreisen nach Westen, zum Beispiel in die USA oder die Dominikanische Republik, kannst Du später ins Bett gehen und hast keine Einschlafschwierigkeiten. Wenn Du dann aber zurück nach Deutschland geht, schlägt der Jetlag zu: Der Pegel Deiner weißen Blutkörperchen sinkt. Das nimmt Dir Energie, schwächt Dein Immunsystem und macht Dich anfälliger für Krankheiten. Es kann eine schlafgestörte Woche dauern, zurück in den alten Rhythmus zu finden.

Wenn Du vor einer Fernreise sehr erschöpft warst, wirst Du danach noch erschöpfter an Deinen Arbeitsplatz zurückkehren. Wenn Du nicht zu Hause Urlaub machen willst, gibt es viele nahe gelegene und bestens geeignete Urlaubsziele. Aus der Kombination von Wohnort und Erholungsbedürftigkeit ergibt sich eine empfehlenswerte maximale Reisedauer. Das Gute liegt so nah: Wenn Du in Niedersachsen, Hamburg oder Bremen wohnst, drängt sich die Nordseeküste auf. Vom Ruhrgebiet aus Holland, Belgien und das Sauerland, von Köln aus die Eifel, für Baden-Württemberger und Bayern der Schwarzwald und das Allgäu, von Berlin aus die Ostsee. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Urlaub zu Hause

Für Deine Erholung ist es eigentlich egal, ob Du verreist oder zu Hause bleibst. Hauptsache, Du schaltest wirklich ab und regenerierst Dich. Urlaub zu Hause erfordert allerdings geradezu „Erholungs-Disziplin“: Es ist zu verlockend, in der häuslichen Umgebung aufzuräumen, auszumisten, zu putzen, zu reparieren oder gar zu renovieren. Hausarbeit ist Arbeit, und Arbeit zerstört die Erholung. Es sei denn, Du gehörst zu den Menschen, auf die Hausarbeit erholend wirkt.

Empfehlenswert sind besonders:

  • Sofern es warm genug ist: Tagesausflüge an Badeseen (überfüllte Freibäder sind eher Stress)
  • Spaziergänge, bevorzugt in der Natur, in Wäldern und über Wiesen
  • Picknicks im Grünen
  • Konzerte, Kino und Theater

Empfehlenswert ist dabei, nicht alles mit Freunden und Familie zu unternehmen. Zumindest an einzelnen Tagen solltest Du ganz allein für Dich die Seele baumeln lassen.

Reiseziele: Was brauche ich wirklich?

Bevor Du ein Reiseziel planst, frage Dich: Was brauche ich wirklich? Wie erholungsbedürftig bin ich? Bin ich Sonnenanbeter(in) oder Ski- und Snowboard-Fan? Wie viele Hummeln habe ich im Hintern, die sich austoben müssen? Mache von der Antwort Dein Reiseziel abhängig. Während manche Freunde oder Kollegen im Urlaub die Puppen tanzen lassen, kann das genau das Falsche für Dich sein.

Natürlich ist Dein Budget die Grenze. Bei den meisten Jobs und gerade für Familien ist allenfalls eine größere Reise pro Jahr finanzierbar. Wähle weise, wie Du Dein Budget für eine maximale Erholung einsetzt.

Beim Urlaub geht es nicht nur um Erholung. Schaffe Erinnerungen, von denen Du ein Leben lang zehren kannst. Setze Prioritäten. Lieber seltener, aber dafür hochwertiger verreisen und mehr Urlaub zu Hause (oder in der Nähe) verbringen, als viele mittelmäßige Reisen, die nicht mehr Erholung bieten als ein Urlaub am nächsten Baggersee.

Optimale Urlaubslänge: 2 Wochen

Erst mal den Alltag loslassen, reisen, akklimatisieren: Es dauert 2-3 Tage, um wirklich anzukommen. Bei 1 Woche Urlaub sollte das Ziel ohne großen Stress in wenigen Stunden erreichbar sein. Denn sonst ist die Erholung im Verhältnis zum Reisestress zu gering. Nach einem Wochenend-Trip nach Mallorca oder New York wirst Du platt sein. Bei 3 Wochen Urlaub empfinden viele Menschen, dass die letzte Woche keine zusätzliche Erholung bewirkt.

Und dieses Gefühl trügt nicht: 2 Wochen gelten unter Arbeitspsychologen als optimale Urlaubslänge. Egal, ob Du gemäß Mindesturlaubsgesetz für Arbeitnehmer (Bundesurlaubsgesetz) mindestens 25 Werktage oder gemäß Tarifvertrag im Öffentlichen Dienst mindestens 30 Tage Urlaub hast: Wir empfehlen im Sommer und Winter je 2 Wochen Urlaub, und den Rest dazwischen zu verteilen. Nutze Brückentage für lange Wochenenden.

Bloß keine Vergleiche: Facebook und Instagram aus lassen

Nutzer von Facebook und insbesondere Instagram neigen dazu, die tollsten Bilder und Texte darunter zu posten. Vom Stress der Reise, überfüllten Städten und Stränden, überteuerten Preisen, lauten Zimmernachbarn, Baustellen oder enttäuschenden Kulturtrips wird natürlich nichts gepostet. „Seht her, was für ein supertolles Leben ich habe“ ist die Message, die in vielen Fällen durchaus Neid erzeugen soll – und das auch schafft. Dadurch entsteht ein regelrechter Erholungs-Leistungsdruck – was ein Widerspruch in sich ist und daher nicht funktionieren kann.

Selbst ohne Urlaubs-Postings anderer Leute sind Facebook und Instagram ein Stressfaktor. Daher: Kein Facebook und Instagram im Urlaub. Das kannst Du nach dem Urlaub nachholen.

Wellness-Urlaube mit begrenzter Wirkung

Wellness-Urlaube sind passiv und in der Regel teuer. Sauna, Massage und Körperpflege sind bequem, passiv und angenehm. Massagen haben gerade für Alleinstehende den Nutzen, durch körperlichen Kontakt ein psychisches Wohlbefinden auszulösen. Sich verwöhnen lassen – das ist natürlich schön. Für den Moment.

In Hinsicht auf Deine Erholung haben sie allerdings ein eher schlechtes Preis/Leistungs-Verhältnis. Für Deine Regeneration und Fitness ist eine Kombination aus Ruhe und leichter sportlicher Betätigung wirksamer und nachhaltiger. Ein Mittagsschlaf und langer Spaziergang oder 3 Kilometer Nordic Walking wirken besser und kosten nichts. Sonnenbaden und gemütliches Schwimmen in Schwimmbad oder Badesee bedeuten eine wirksame Erholung zum Schnäppchenpreis.

Psychiatrie-Professor Michael Sadre Chirazi-Stark schreibt als Burn-out-Experte Bücher über das Thema, wie aus Freizeit Erholung wird. Zitat: „Oft ist es so, dass sozial veranlagte Menschen mit starker Persönlichkeitsausprägung in Richtung Mütterlichkeit und Fürsorge oder sogar einem regelrechten Helfersyndrom diese Tätigkeiten auch im Urlaub liebend gern an sich ziehen. Solche Menschen leiden regelrecht, wenn sie Zuwendungen und Fürsorge anderer annehmen sollen. Der Aufenthalt in einem Wellness-Hotel, wo sich alles nur um sie dreht, ist für sie fast Folter.“

Abschalten! Das Gelassenheitsgebet

Alle wissen es, viele beherzigen es nicht: Abschalten! Die Krankheit einer Patientin hat Dich mitgenommen. Du hattest Streit mit einem Kollegen, der sich die besten Brückentage in der Urlaubsplanung geschnappt hat. Dies und jenes muss erledigt werden.

Schalte an! Jetzt ist Urlaub! Es wird alles weiter laufen, wenn Du nicht da bist.

Das Gelassenheitsgebet

Ist das Hotel nicht so wie im Prospekt beschrieben? Nervt Dich der Baustellenlärm am Hotel? Bringen Dich laut singende Betrunkene um den Schlaf? Mache (nicht nur im Urlaub) das „Gelassenheitsgebet“ zu Deiner Maxime:

„Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Diese Weisheit wird dem heiligen Franziskus zugeschrieben. Friedrich Schiller hat es gern verwendet. Es entspricht auch dem positiven Denken und der Gedankenkraft des Raja Yoga.

Im Urlaub heißt das zum Beispiel: Sprich mit der Reiseleitung oder dem Hotelmanagement, wenn das das Problem lösen könnte. Versuche, das Zimmer zu wechseln. Wenn nicht: Sei gelassen, lenke Dich ab, höre Deine Lieblingsmusik mit dem Kopfhörer, konzentriere Dich auf alles Positive, was Du siehst und erlebst, blende die Störungen aus…

Die perfekte Erholung: Faulenzen plus Bewegung

Hast Du ein Fitnessarmband? Lass es zu Hause! Nutzt Du Lauf-Apps wie Runtastic, Strava oder Runkeeper? Nutze sie nicht! Solche Gadgets und Apps setzen Dich ständig unter Leistungsdruck – sowohl im Kampf gegen Dich selbst um immer neue Höchstleistungen als auch durch den Vergleich mit anderen. Das hat zumindest im Urlaub nichts zu suchen. Urlaub ist Auszeit.

Die optimale körperliche und psychische Regeneration erreichst Du mit einer Kombination aus Relaxen und ein wenig Bewegung.

immerda wünscht Dir einen wunderbaren Urlaub!